11.09.2016 – Hinterländer Anzeiger

Nicht nur Bienen lieben Gudrun

MARKT Pflanzen reich an Nektar und Pollen sind der Renner im Botanischen Garten

Marburg Tausende Gräser, Stauden und Gehölze haben am Wochenende ihren Besitzer gewechselt – beim Pflanzenmarkt im Botanischen Garten. Begehrt war vor allem, was Bienen lieben. Die Gudrun zum Beispiel.

Die Gudrun ist eine Staude mit violettblauen Blüten. Sie heißt auch Skabiosa caucasica. Am Stand des Erfurters Pascal Klenart sind nur noch wenige, von Bienen umschwärmte Exemplare übrig. „Sie ist recht robust und trotzdem eine ausgefallene Pflanze, die nicht in jedem Garten steht – und sie riecht sehr gut“, erläutert Thomas Södler vom Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen.

Södler, selbst Profigärtner, leitet den Marburger Pflanzenmarkt, die große Frühlings- wie auch die etwas kleinere Herbstversion. Beide Märkte wachsen stetig. Der Herbstmarkt ist inzwischen bei 75 Ausstellern und rund 6000 Besuchern angekommen, darunter auffällig viele Gartenfreunde mittleren Alters, Frauen bevorzugt im Sommerkleid, Männer mit Strohhut.

„Wir haben hier nicht die typischen Gartencenterbesucher“, sagt Thomas Södler. Das Pflanzenmarktpublikum sei deutlich jünger; er zeigt auf eine junge Familie mit blumig beladenem Bollerwagen. Tendenziell spreche der Markt eher Gartenmenschen vom Land an als Balkonbepflanzer aus der Stadt.

Woran das liegt? Södler tippt auf das Flair des Botanischen Gartens, der rechts und links der Marktmeile vieles biete, und sei es nur die Möglichkeit, jederzeit rechts abzubiegen und sich so für einen kleinen Spaziergang dem Markttrubel zu entziehen.

Riesige, gestreifte Nacktschnecken? Der Pflanzendoktor weiß Rat

Denn vor den Ständen drängen sich bereits am Vormittag die Kunden. Ist das winterhart? Wie groß wird das? Braucht das viel Wasser? Tipps für den Garten sind mindestens genauso gefragt wie Kräuter, Kakteen und Konsorten. Das merken auch die beiden Pflanzendoktoren, die im Minutentakt Diagnosen fällen.

„Ich habe riesige, gestreifte Nacktschnecken. Was kann ich tun?“, fragt da ein Hobbygärtner. Wilhelm Sörries vom Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen tippt auf Tigerschnegel und empfiehlt: „Nicht zerstören, die sind nützlich, die fressen die anderen Nacktschnecken. Die können Sie sogar im Internet verkaufen, für 17,50 Euro.“ Sein Kollege verarztet derweil Rosen mit Pilzbefall und faulige Äpfel.

Auch Marktchef Södler teilt gern sein Wissen über die Botanik. Gefragt nach etwas Exotischem steuert er zielsicher Buddhas Hand am Stand der Epric Stiftung an. „Diese Zitruspflanze finde ich toll, sie wird in Fernost seit Jahrtausenden kultiviert“, verrät er über die gelbe Frucht mit dem zitronigen Duft und der bizarren Form, die an eine Hand mit vielen dünnen Fingern erinnert.

An Austellern herrscht kein Mangel. Werben muss Södler nicht für den Markt. „Wir müssen sogar regelmäßig Aussteller ablehnen.“ Bei der Auswahl schaut er nach Erzeugern, die in bestimmten Nischen selbst produzieren. „Direkt vom Erzeuger – diesen Trend wollen wir stärken“, sagt er.

Einer dieser Erzeuger, die seit Jahren vom Marburger Pflanzenmarkt profitiert, ist Gabriele Koske. Ihr gehört die Grüne Welle in Kombach, eine offene Gärtnerei, in der sie Stauden wie den Sonnenhut vermehrt. Ihre Kunden wüssten das zu schätzen, sagt sie. „Denn das bedeutet, dass meine Stauden garantiert bei uns winterhart sind – und nicht nur in Holland.“

Zum Artikel

Zur Übersicht