24.05.2017 - Hohenloher Zeitung

Ein "Wow" für Wackershofen

Beim neukonzipierten Pflanzenmarkt im Freilandmuseum präsentierten 60 Erzeuger eine einzigartige Vielfalt

Von Beatrice Schnelle

"Wackershofen ist ab sofort das Mekka für Gartenbaufreunde", sagt Thomas Södler, und seine Augen leuchten vor Begeisterung mit der bunten Pracht auf dem Gelände um die Wette. 60 Erzeuger hat der Veranstaltungsleiter vom Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen mitgebracht, und genau das ist das Außergewöhnliche an der Neukonzeption des jährlichen Pflanzenmarkts im Freilandmuseum: "Das sind keine Händler, sondern die Gärtner selbst, die sonst nicht an Endkunden verkaufen. Die vermitteln echtes Fachwissen und können besser als jeder andere sagen, welche Pflanzen sich für welche Standortbedingungen eignen."

Serviceidee Die frohe Botschaft vom nunmehr zweitägigen, zum Großereignis mutierten Event müsse sich in der Region aber erst noch richtig rumsprechen. Für den Anfang und angesichts des  suboptimalen Wetters am Markt-Samstag ist Södler mit den rund 6000 Besuchern jedoch zufrieden. Am Sonntag strahlt die Sonne dafür um so heller über den vielfältigen Raritäten an Blumen, Gehölzen, Gräsern und Kräutern, die man als Gartenfan am liebsten alle mitnehmen möchte. Was dank einer prima Serviceidee im Grund kein Problem wäre: Die erworbenen Herrlichkeiten werden mit einer Nummer versehen und vom "Pflanzentaxi" zum Sammelplatz beim Ausgang gebracht. Von dort aus kann der Besitzer sie bequem ins Auto schaffen.
Mit freien Händen ist die Qual der Wahl nicht gar so groß. Etwa bei den Dutzenden seltener Kartoffelsorten, die Anton Jahnke aus der Altmark dabei hat, und die hübsche Namen wie Kifli, Violine de Borée oder Blaue Schweden tragen. Als Delikatesse ausgewiesen sind die Rosa Tannenzapfen, die mit ihrem Zulassungsdatum von 1850 zudem eine Antiquität darstellen.
Marco Fransen wird unter Kennern der "Hosta-Papst" genannt: 2000 Unterarten der  schattenliebenden Pflanze, die auch als Funkie bekannt ist, hat der Niederländer schon gezüchtet. An seinem Stand glänzen sie in allen Grünschattierungen dieser Welt. "Hostas sind die beliebtesten Pflanzen in den USA", behauptet Fransen und relativiert dann fairerweise: "Das sagen die
Taglilienleute und die Rosenleute allerdings auch."
Die sternenförmigen Äpfel und grüngelb gestreiften "Melonenbirnen" von Eva Büttner aus Ladendorf
sehen zwar aus wie Aliens, stammen aber aus konventioneller Züchtung. "Wir bauen auf Vorhandenem auf", erklärt die junge Gärtnerin. Rund 20 Jahre dauere es, bis so eine innovative Art marktreif getestet sei. Da niemand mehr "Chemiekeulen" im heimischen Garten wolle, würden die neuen Sorten insbesondere auf ihre Schädlingsresistenz hin selektiert.
"Haben Sie was gegen Gicht?", fragt ein Ehepaar bei Kräutergärtner Uwe Stifel an. Der präsentiert
ein unscheinbares Pflänzlein: Die Bachbunge gehört zu den oft verkannten "Unkräutern" und soll, roh
genossen, das schmerzhafte Gliederreißen lindern. Grüne Patienten berät Klaus Schneider: Die Sprechstunde des Pflanzendoktors ist gut besucht an diesem Wochenende. Buchsbaumzünsler und Pfirsichkräuselkrankheit sind die häufigsten Fälle, die ihm von den Besuchern gezeigt werden. Das Schwerpunktthema der Veranstaltung heißt "Bienenpflanzen": Vom Alant bis zur Zitronenmelisse sind die blühenden Lieblinge der fleißigen Insekten auf einer Extrafläche ausgestellt.

Seltenheiten Neben den tausend Blüten machen regionale Leckereien, duftende Pflanzenprodukte, zauberhafte Gartendeko jenseits des Mainstreams und reizvolle Handwerkskunst den in Baden-Württemberg einzigartigen Markt zu einer rundum entzückenden Angelegenheit, die das Zeug hat, sich zum überregionalen Publikumsmagneten zu mausern. "Das Wort, das ich von den Leuten am häufigsten höre, lautet Wow", berichtet Thomas Södler. "Selbst erfahrene Hobbygärtner geben zu, dass sie so eine Fülle von Seltenheiten an einem einzigen Ort noch nie gesehen haben."

 

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